Der Begriff
Das Wort „messthetics“ ist eine Kreuzung aus „mess“ (Unordnung) und „aesthetics“ (Ästhetik) und zugleich ein Titel von Scritti Politti. Es dient hier als Titel einer neuen Veranstaltungsreihe, die im September 2007 zunächst als einmaliges Special der OUTSIDER-PARTY Premiere hatte und nun ab Frühjahr 2008 weitergeführt wird.
Post Punk – kurze Geschichte
Nach Rock, Glam, „Flower Power“ und Punk stellte sich ca. 1977 für viele Musiker die Frage „wohin jetzt?“ Punk selbst hatte sich mit der Auflösung der Sex Pistols und der Verkommerzialisierung selbst ad absurdum geführt, dennoch gab es viele, die den Grundgedanken des „do it yourself“ weiterführten, und hierbei sogar noch wesentlich radikaler mit musikalischen Konventionen brachen.
Eine der ersten Post Punk Bands waren sicherlich PIL, deren Mastermind John Lydon („Johnny Rotten“) diese Band fast unmittelbar nach seinem Ausstieg bei den Sex Pistols ins Leben rief. Charakteristisch für diese neue Generation von Bands war eine viel offenere Herangehensweise an den kreativen Prozess, wobei es oftmals nicht – wie beim Punk – bei klassischer Rock-Instrumentierung (Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug) blieb. Ebenso wurde mehr als beim Punk mit „genre-fremden“ Einflüssen gespielt, z.B. Reggae-Rhythmen, Einsatz des Studios als Instrument (Effekte, Dubs) und elektronischen Sounds. So entwickelten sich Spielarten von eher „konventionellen“ Bands wie Joy Division, The Fall oder Josef K über elektronische Pioniere wie Cabaret Voltaire oder Throbbing Gristle bis hin zu atonalen Kunstwerken, die vor allem dazu gedacht waren, das Publikum zu schockieren. Die Kernzeit des Post Punk kann grob mit „zwischen 1978 und 1984“ umrissen werden, acuh wenn eine genaue Einteilung durch die verschiedenen Subszenen (London, Manchester, New York, Cleveland/Akron etc.) fast unmöglich wird. In dieser Zeit gab es reine „Do it Yourself“-Projekte, deren einziges Ziel war, einmal eine Single in 500 Exemplaren zu verkaufen, andere Bands wiederum zielten ganz offen auf den kommerziellen Erfolg (wenngleich die Musik nach heutigen Maßstäben alles andere als Kommerziell klingt – aber es war eben eine andere Zeit…). Einige Bands (z.B. Scritti Politti oder The Human League) wandten sich später recht erfolgreich der Popmusik zu, andere gingen in den 80er Jahren im „Goth“ auf, viele verschwanden einfach wieder in der Versenkung.
In den letzten Jahren schließlich tauchen wieder Bands auf, die – teilweise ohne es zu wissen – die Gedanken des Post Punk wieder aufgreifen und weiter ausbauen. So klingen Bands wie Interpol, Franz Ferdinand oder Motorama fast, als hätte man Josef K wieder aufleben lassen. Die Geschichte geht also weiter…
messthetics – die Party
Die Idee, mal ein Post Punk Special zu machen, hatte viel mit der Lektüre des Buches „Rip it up and Start Again“ von Simon Reynolds (mehr dazu unter „Links“) zu tun. Die Masse an Bands, die heutzutage entweder unbekannt sind oder einfach auf kein derzeit gängiges „Partyformat“ passen, bot sich für so ein Special förmlich an. Zwar liefen auch auf der „normalen“ Outsider-Party schon Bands wie Pere Ubu, Scritti Politti oder Gang of Four, jedoch blieb Post Punk auch auf „alternativen“ Goth-Parties stets eine Randerscheinung. Da nicht geplant ist, das Konzept der Outsider-Party als Goth-Party zu ändern, wurde „messthetics“ ins Leben gerufen. nach dem Motto „expect the unexpected“ darf auf dieser Veranstaltung mit einigen Kuriositäten gerechnet werden, die viel zu lange auch im Subkultur-Bereich links liegen gelassen wurden.